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Leben im Glauben

Mein Umweg zum Vater.

"Lebensbericht von Jonathan"

Mein früheres Glaubensleben
Mit ungefähr 9 Jahren habe ich angefangen, mich mit der Kommunion auseinander zu setzen. Gleichzeitig wurde ein Onkel von mir als Zeuge Jehovas getauft. Ich merkte schnell, dass er mehr wusste als der Priester oder meine Oma, die streng katholisch war.
Da wir sozusagen Nachbarn waren, erzählte er mir Geschichten aus der Bibel, die mich sehr faszinierten (Mein Buch mit biblischen Geschichten) und mir war schnell klar, dass ich nicht zur Kommunion wollte, was meine Oma auch akzeptierte. Meine Mama war damals hier in Deutschland und meinte, ich solle einfach das tun, was ich für richtig halte, solange es mit der Schule gut funktioniert.
So besuchte ich allein die Zusammenkünfte in Peru von 9 bis 11 Jahren. Einige Zeit später flog ich nach Deutschland, zusammen mit meinen 4 Geschwistern, zu meiner Mama. Nach gut einem Jahr in Deutschland, trafen meine Brüder Jehovas Zeugen auf der Straße. Ich nahm die Gelegenheit wahr und besuchte Zusammenkünfte, bis ich 15 Jahre wurde.
Zum einem interessierte ich mich für ein Mädchen und zum anderen verlor der Bruder, mit dem ich studierte, seinen Glauben an die Lehre der Jehovas Zeugen und leider auch seinen Glauben an Gott. Ich war ein wenig verwirrt, da dieser Bruder die Bibel sehr gut kannte. Doch tief in meinem Inneren, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, es ist nicht so wie du denkst.
Gott ist wahr und ich liebte das Wort Gottes. Besonders diese Geschichten von Samson, David und Jesus, die für mich alle wahr waren. Doch meine Begierden - die eines jungen Mannes - waren in dieser Zeit stärker. Was dazu führte, dass ich mich einige Zeit nicht mit der Bibel beschäftigte.

Ein neuer Glaubensabschnitt
Doch mit 18 oder 19 Jahren, fing ich wieder an, die Bibel für mich zu entdecken. Ich war damals mit meiner Freundin zusammen und ich dachte immer wieder an Gott. Wie wird alles weitergehen mit mir.
In dieser Zeit sprach mich ein Jehovas Zeuge an und lud mich ein, mit ihm die Bibel zu studieren. So wurde ich ein Jehovas Zeuge und ließ mich im Jahr 2006, mit 21 Jahren, taufen. Die Taufe fand auf dem Bezirkskongress in Dortmund statt. Ich war sehr glücklich und ich empfand es als Gottes Wille. Aber schon kurze Zeit nach meiner Taufe, merkte ich, dass es Dinge gibt, die mich wirklich störten. Dies waren der Predigtdienstbericht, die Krawattenpflicht und andere Dinge wie, das sich Pioniere untereinander um die „Bibelschüler“ stritten. Doch ich dachte immer wieder, wir haben die Wahrheit, wir sind das einzige Volk von Jehova und eigentlich sind ja alle nett. Also sagte ich mir, sei still und bleibe im „Volk Jehovas“.
Auch meine Suche nach einer lieben Frau, war zu der Zeit nicht von Erfolg gekrönt. Einige der sich anbahnenden engeren Freundschaften scheiterten. All dies führte dazu, dass ich wegen Verletzung der moralischen Grundsätze, aus der Gemeinschaft der Jehovas Zeugen ausgeschlossen wurde.
Mir tat es sehr weh, dass ich Jehova verletzt hatte und so unternahm ich alles, um wieder aufgenommen zu werden. Ja, ich wollte die moralischen Werte meines himmlischen Vaters und natürlich der Jehovas Zeugen, wieder erreichen. Das klärte ich schnell, sodass nichts mehr im Wege stand, um mich wieder aufzunehmen. Doch weit gefehlt. Mir wurde bewusst, dass den Ältesten die Sache nicht wichtig war.
Ich merkte, dass Jehova Gott mir vergeben hatte und mich wieder aufbaute. Doch von meinen Brüdern, kam kaum Trost und Zuneigung. Sie mussten auf das OK von den Ältesten warten. Diese Vorgehensweise erschien mir sehr komisch und war für mich lieblos. Jehova Gott hat mit verziehen warum muss ich auf Menschen warten? Ich konnte das so nicht in der Bibel finden.
Und so kam ich stückweise in Gewissenkonflikte. Nun drehten sich in meinem Kopf die Fragen. Ist das alles so richtig? Ist das gemäß der Bibel? Aber ich war noch nicht so weit, um tiefer in die Überprüfung zu gehen. Kurzer Zeit später wurde die Aktion gestartet, Briefe nach Russland zu schreiben. Ich dachte mir, was habe ich mit Putin zu tun? Jesus sagte, mein Reich ist nicht von dieser Welt. Nicht nur in Russland ist das Werk verboten. Was ist mit Nordkorea oder Eritrea, wo Zeugen Jehovas auch im Gefängnis sitzen? Unser Gott Jehova ist doch nicht parteiisch oder doch?
Und wieder fand ich keine befriedigende Antwort in der Bibel. Ich hatte Wut in mir, aber konnte es nicht erklären. Es wurde immer gesagt, wenn es die leitende Körperschaft sagt oder die Anweisung gibt, muss es stimmen.
Jonathan, sagte ich mir, du musst einfach gehorchen, sonst bist du stolz und kritisch. Denk an die Rotte Korah, zu Moses Zeiten. Ja, ich hatte Angst, Hochmut zu entwickeln und bat Jehova Gott um Demut und Verstand, dass er mir meine Fragen beantworten soll. Ich hatte um Weisheit gebeten, nicht nach Reichtum, sondern Weisheit um geistlich gut für meine kleine Familie zu sorgen. Die Antworten kamen, wenn auch erst nach einiger Zeit. Unser himmlischer Vater vergisst seine Kinder nicht.

Wie die Antworten, ja wie der Ausweg kam
Als Corona anfing, hatte ich viel Zeit, um Glaubensthemen tiefer zu beleuchten und die Bibel intensiv zu studieren. Ich wollte ein klareres Verständnis von Dingen, die ich nicht so gut erklären konnte oder die für mich persönlich nicht so ganz klar waren. Ich hatte nun geistliche Arbeit zu erledigen, wegen der Pandemie.
Der Termin des Gedächtnismahls kam näher und ich investierte viel Zeit im Predigtwerk. Einer meiner Interessierten fragte mich, warum nur ein Teil der Jehovas Zeugen am Abendmahl teilnimmt und alle anderen es weiterreichen, also nicht von Brot und Wein nehmen. Für mich war die Antwort klar, aber ich wollte ihm etwas ausarbeiten und mit Bibelstellen belegen.
So begann mein Studienprojekt mit dem Thema, Gedächtnismahl. Ich schaute mir alte Vorträge an und schaute in der Online-Bibliothek der Jehovas Zeugen, fand aber wenig aus der Bibel, sondern meistens nur Artikel der Wachtturmpublikationen. Da ich es genau wissen wollte, hat mich der Ehrgeiz gepackt. Ich suchte eine logische Erklärung, warum Jehovas Zeugen das Abendmahl so feiern. So begann ich nun auch, außerhalb der Wachtturmpublikationen zu suchen. In anderen Bibelkommentaren sah ich nun Erklärungen, die mir sehr logisch erschienen. Um aber ganz sicher zu sein, suchte ich jetzt Hilfe von verschiedenen Ältesten und meinen Freunden. Ich schickte ihnen, was ich gefunden hatte und sie sollten es bitte, wenn notwendig, mit der Bibel korrigieren. Das Ergebnis machte mich sehr stutzig und mir wurde immer klarer, dass ich aus dieser Religion raus musste. Ich hatte wohl den falschen Knopf gedrückt. Von nun an, veränderte sich einfach alles. Ich war plötzlich nicht mehr der lustige und liebe Peruaner, den so viele mochten, sondern ein Rebell. Die Ältesten gingen nicht auf meine Argumentation ein, sondern verharrten und pochten auf ihr Lehrgebäude. Ich war in einem Gewissenskonflikt und dies bereitete mir schlaflose Nächte.
Ich bemerkte, dass die anderen christlichen Gruppen auch biblische Argumente haben. Aber wir waren oder sind doch das Volk Gottes! Oder? Wenn wir ähnlich argumentieren, haben wir dann etwa nicht die einzige Wahrheit? Sind wir dann nicht das auserwählte Volk? Wenn diese Lehre, über das Gedächtnismahl nicht stimmt, was stimmt dann noch nicht?
Ich fand auch die Ausschlusspraxis bei den Jehovas Zeugen, nicht klar biblisch.
Und so langsam, begannen meine langjährigen Freunde mich komisch anzusehen und sich um mich „Sorgen zu machen“.
Das tat mir sehr weh. Was habe ich falsch gemacht? Bin ich den verrückt geworden oder ist dies eine Sekte, von der ich nichts wusste?
Doch mir wurde jetzt immer klarer, dass von nun an, mein Mut auf die Probe gestellt wird.
Ich empfand es so, als wenn Jesus mich fragt: Liebst du mich mehr als diese? Bist du bereit? Wirst du den Kelch trinken?
Für mich war klar, ich werde Gott dienen. Aber so? Ohne meine Verwandten und Freunde?
Ich war meinem himmlischen Vater so dankbar, für all das, was er für mich getan hat. Ich konnte nicht widerrufen! Ich konnte nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Entweder ich diene Gott mit guten Gewissen oder gar nicht.
Was ich in der Bibel entdeckte, machten mich auf der einen Seite glücklich, aber auf der anderen Seite traurig, weil ich wusste, was mich erwartete. Nach 3 Wochen Krise und Schuldgefühle, lass ich Römer 3,3-5, „Zwar sind einige ihre eigenen Wege gegangen, aber was ändert das? Kann die Untreue dieser Menschen etwa Gottes Treue aufheben? Niemals! Gott steht auf jeden Fall zu seinem Wort, auch wenn alle Menschen Lügner sind. Es heißt schon in der Heiligen Schrift: »Deine Worte, Gott, werden sich als wahr erweisen, und du wirst siegen, wenn man dich verurteilen will.« Nun könnte man aber einwenden: Müssen wir Gott nicht sogar untreu sein, damit Gottes Treue erst richtig zur Geltung kommt? Ist es dann nicht ungerecht von Gott, wenn er uns wegen unserer Schuld bestraft?“
Ich fragte mich: Was kann man mich von der Liebe Gottes scheiden? Die Angst? Das Schwert? Römer 8:37-39 gab mir die Antwort: „Aber dennoch: Mitten im Leid triumphieren wir über all dies durch Christus, der uns so geliebt hat. Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas auf der Welt können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt.“
Ich rief im Gebet zu meinem himmlischen Vater und sagte zu ihm: nicht wie ich will, sondern dein Wille geschehe. Kurz nach diesem Gebet, rief mich der betreffende Älteste an und sagte dass, wenn ich damit nicht aufhöre und nicht widerrufe, mir ein Komitee droht, wegen abtrünniger Gedanken und weil ich in Form von Briefen einige meiner Brüder damit konfrontiert habe.
Ich dachte mir okay, dass ist das Signal, „Geh aus ihr hinaus mein Volk“. So schrieb ich meinen Abschiedsbrief. Ich wollte nicht, dass sie Macht über mich haben. Für mich ergab es keinen Sinn mehr. Sie werden auf ihr Recht bestehen und auf die Bibel werden sie auch nicht hören.

Und nun steh ich hier und möchte mithelfen, die verlorenen Schafe, unseres Herrn Jesus Christus, wieder einzusammeln. Die Geschwister ermuntern, ihren Glauben nicht zu verlieren. Hilfe bieten und Trost schenken, für die, welche das gleiche erleben oder erlebt haben.
Ja, meinen ehemaligen Geschwistern helfen zu Jesus zu kommen und so ein Kind Gottes zu werden. Ich wünsche mir, dass vielen meine Geschichte hilft.